Blutdruckwerte: Was bedeuten die Zahlen auf meiner digitalen Anzeige?
Lernen Sie die Werte Ihres Blutdruckmessgeräts zu verstehen
Blutdruck als wichtiges Thema
Dadurch wird immer mehr Augenmerk auf die Erkrankung Bluthochdruck (medizinisch: arterielle Hypertonie) gelegt und deren Bedeutung für Lebenserwartung und Lebensqualität hervorgehoben. Bluthochdruck bedeutet nämlich mehr, als dass „eben mal“ der Blutdruck zu hoch ist. Dauerhaft erhöhte Blutdruckwerte schädigen das Herz-Kreislaufsystem, können Nieren- und Sehfunktion einschränken und zu lebensbedrohlichen Ereignissen wie Herzinfarkt oder Schlaganfall führen. Dabei ist (schwerer) Bluthochdruck keine Seltenheit, sondern die häufigste chronische Erkrankung in Deutschland. Damit firmiert Bluthochdruck in der Liste der häufigsten chronischer Krankheiten noch vor Arthrose, Osteoporose und Diabetes mellitus.
12-Monatsprävalenz der häufigsten chronischen Erkrankungen in Deutschland nach Selbstangaben der Befragten
Normaler Blutdruck: gibt es das überhaupt?
Wichtig hierbei ist, dass diese Messwerte auf einer standardisierten Messung basieren und daher die gemessenen Blutdruckwerte nur richtig interpretiert werden können, wenn man beim Blutdruckmessen ein paar Dinge berücksichtigt.
Blutdruck-Werte richtig interpretieren
Was gilt es bei der Messung zu beachten?
Um die Werte von Blutdruckmessungen richtig einordnen zu können, sollte man beim Messen einiges beachten. Das liegt daran, dass der Blutdruck im Tagesverlauf je nach Anforderungen an das Herz-Kreislaufsystem schwankt. Daher ist ein hoher Blutdruck in bestimmten Situationen normal, während er bei einer Messung in Ruhe als deutlich zu hoher Blutdruck gewertet wird - so kann ein Blutdruck von 180/95 mmHg beim Sport kurzzeitig völlig normal sein, während die Werte in Ruhe eine Bluthochdruck-Krise darstellen.
Sie merken also schon, dass die Grenzwerte bei der Blutdruckmessung nur auf eine ganz bestimmte Messsituation anwendbar sind. Dabei handelt es sich meistens um eine Blutdruckmessung in Ruhe. Das heißt Sie sollten vor der Messung bereits 5 Minuten sitzen, sich während der Messung nicht bewegen oder sich anderweitig anstrengen.
Weitere Informationen zur korrekten Blutdruckmessung in Ruhe finden Sie unter Wie messe ich Blutdruck am besten?.
Die Einteilung der gemessenen Blutdruckwerte bei einer Messung in Ruhe erfolgt auf Grundlage aktueller medizinischer Leitlinien (u.a. der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie und der Hochdruckliga Deutschland sowie der European Society of Cardiology und der European Society of Hypertension (ESC/ESH), Stand 04/2024) in niedrige Blutdruckwerte, optimale Blutdruckwerte, normale Blutdruckwerte, hochnormale Blutdruckwerte und Bluthochdruck (Hypertonie, ab 140/90 mmHg) verschiedener Schweregrade.
Die genauen Grenzwerte für eine Blutdruckmessung in einer Arztpraxis oder Klinik können Sie der folgenden Blutdruck-Tabelle entnehmen:
- >= 130/80 mmHg für die gesamten 24 Stunden
- >= 135/85 mmHg in der Tagesmessung
- >= 120/70 mmHg in der Nachmessung
Normalerweise sinkt der Blutdruck in der Nacht deutlich ab - daher gelten hier auch niedrigere Werte als Grenze für einen zu hohen Blutdruck. Bei bestimmten Blutdruckformen bleibt diese Nachtabsenkung aber aus, das heißt die nächtlichen Blutdruckwerte ähneln denen am Tag. Mediziner sprechen hierbei oft von sogenannten „Non-Dippern” (von lat. „non-”=nicht und engl. „dipping”=(ab)fallend). Dieses Phänomen kann ein Hinweis darauf sein, dass es sich nicht um einen sogenannten primären Hypertonus handelt - also um einen Bluthochdruck aufgrund diffuser Veränderungen im Gefäßsystem - sondern um einen sogenannten sekundären Bluthochdruck - also um einen erhöhten Blutdruck als Ausdruck einer anderen Erkrankung wie zum Beispiel bei
- Schlafapnoe-Syndromen (nächtliche Atemaussetzer)
- einer Verengung der Nierenarterie(n)
- verschiedenen (gutartigen) Tumoren
- hormonellen Störungen
Blutdruck-Zielwerte sind individuell
Die Einteilung in (hoch)normalen und Bluthochdruck dient vor allem dazu, das Herz-Kreislaufsystem zu schützen und Organschäden zu verhindern. Allerdings kann eine sehr strikte Einstellung des Blutdrucks auch Nebenwirkungen verursachen. Daher werden je nach Alter und Begleiterkrankungen die Blutdruckwertgrenzen strenger oder weniger streng ausgelegt. Neben den einzelnen Werten haben auch immer mögliche Beschwerden und Alltagsbeeinträchtigungen eine Bedeutung und die Blutdruckwerte sollten auch demnach beurteilt werden.
Eine häufige Nebenwirkung ist dabei die sogenannte orthostatische Synkope beim Aufstehen. Dabei „versackt” das Blut in den Beinen, wodurch der Blutfluss zum Gehirn kurzzeitig zu schwach ist und das Gehirn dadurch zu wenig Sauerstoff erhält, was zu Schwindel, Schwarz vor den Augen werden oder sogar einer kurzzeitigen Ohnmacht führen kann.
Daher setzt man einen Korridor für den Zielblutdruck fest, wobei die Werte zwischen 120/70 mmHg bis 160/90 mmHg liegen. In diesem Bereich wird der individuelle Zielwert festgelegt, sodass ein individuelles Therapieschema für jeden Patienten festgelegt werden kann.
Wieso die korrekte Messung so wichtig ist: Blutdruckspitzen richtig einordnen
Der Blutdruck passt sich im Tagesverlauf immer wieder an die aktuellen Anforderungen an. Daher haben wir zum Beispiel beim Schlafen einen niedrigeren Blutdruck als in wachem Zustand. Auch wenn wir Sport treiben oder uns aufregen steigt der Blutdruck an. Daher macht es wenig Sinn, Blutdruckwerte zu vergleichen, die in verschiedenen Situationen gemessen wurden. So ist es auch bei jungen, gesunden Menschen ganz normal, dass in Ruhe Werte von 120/80 mmHg gemessen werden, während sportlicher Anstrengung Blutdruckwerte von über 190/100 mmHg normal sein können. Daher ist das Ziel der Blutdruckmessung, vergleichbare Messbedingungen zu schaffen, um den Verlauf der Blutdruckwerte beurteilen zu können.
Von Blutdruckkrisen spricht man dann, wenn in Ruhe der Blutdruck zu hoch ist. Klassischerweise wird ab Werten von über 180/110 mmHg von einer sogenannten hypertensiven Krise gesprochen. Dabei ist der Blutdruck deutlich zu hoch, was zu Schäden an verschiedenen Organen führen kann - zum Beispiel an Gehirn, Auge, Herz, Lunge oder Nieren. Deshalb sollte der Blutdruck zeitnah wieder sinken. Solange keine anderen Beschwerden wie Brustschmerz, Bewusstseinsstörungen, Atemproblemen oder starken Schmerzen vorliegen, kann man den Blutdruck nach 30 Minuten ruhen noch einmal nachmessen - ist der Druck dann immer noch zu hoch, muss mit Medikamenten zum Blutdruck senken eingegriffen werden. Daher empfiehlt es sich, bei sehr hohen gemessenen Blutdruckwerten den Hausarzt zu kontaktieren und sich beraten zu lassen. Ist der Blutdruck zu hoch und Sie haben körperliche Beschwerden, handelt es sich um einen Blutdruck-Notfall und Sie müssen schnellstmöglich ärztlich in einem Krankenhaus versorgt werden.
Systolischer Wert und Diastolischer Wert: welcher ist wichtiger?
Blutdruck messen - Werte alleine sagen nichts über die Herz-Kreislauf-Gesundheit aus
Quellen:
Bluthochdruck - Die stille Gefahr (deutschlandfunk.de)
Bluthochdruck ist immer noch die Todesursache Nummer 1 (morgenpost.de)
Bluthochdruck: Heute gesund, morgen Patient - Gesundheit (sueddeutsche.de)
EF_L-_GEDA_ChronischeE.pdf (brandenburg.de)
Bedeutung des systolischen & diastolischen Blutdrucks | Gelbe Liste (gelbe-liste.de)
Beratende Experten / Autoren:
Ärztin, Homöopathie- und Pharmakologieexpertin
Arzt, Medizin- und Pharmakologieexperte