Wie Blutdruck messen?
Erfahren Sie mehr über die Möglichkeiten der Blutdruckmessung
Was ist eigentlich Bluthochdruck?
Hoher Blutdruck in Maßen ist normal!
Die verschiedenen Stellschrauben lassen sich dabei in mehrere Bereiche einteilen:

Unser Körper kann die Menge an Blut, die im Kreislauf zu den einzelnen Organe verteilt wird vergrößern. Zum Beispiel, indem unser Gehirn „Durst" meldet und wir mehr trinken oder indem mehr Flüssigkeit über die Nieren zurückgehalten wird.
Das Herz wälzt wie eine Pumpe mit jedem Schlag eine bestimmte Menge Blut um. Dadurch gelangt eine bestimmte Menge sauerstoffarmes Blut aus den Körperorganen in die Lunge und eine bestimmte Menge sauerstoffreiches Blut aus der Lunge in die Organe. Diese Menge kann gesteigert werden, indem die Herzkammern sich stärker füllen oder der Herzmuskel sich kräftiger zusammenzieht. Damit gelangt pro Herzschlag mehr Blut in Lungen- und Körperkreislauf.
Neben der Menge an Blut, die pro Herzschlag in die Organe gelangen, kann auch die Anzahl der Schläge pro Minute variiert werden. Je öfter das Herz schlägt, umso mehr Blut kann in einer bestimmten Zeit in den Körperkreislauf gelangen.
Oft stellt man sich die Gefäße im Körper, die das Blut vom Herzen in die Organe leiten, einfach als Röhrensysteme vor. Dies ist aber zu kurz gegriffen, denn die Blutgefäße haben Muskeln in ihren Wänden, durch die sie ihre Weite verändern können und dadurch den Blutfluss in einzelnen Organen verstärken oder verringern können. Damit verändert sich aber natürlich auch der Druck im gesamten Kreislauf. Das ist ein bisschen so, wie bei einem Wasserschlauch, den man mit der Hand zudrückt: vorne kommt weniger raus, aber hinter der Hand wird der Schlauch immer praller.
All diese Mechanismen dienen dazu, den Organismus in Zeiten erhöhter Anforderungen (Sport, Stress, kämpfen oder flüchten) mit ausreichend Sauerstoff zu versorgen. In diesen Situationen steigt der Blutdruck durch eine Kombination der oben genannten Prozesse vorübergehend an und das tut dem Körper in Maßen sogar gut.
Wann wird hoher Blutdruck zum Problem?
Problematisch wird es erst dann, wenn der Blutdruck über einen längeren Zeitraum anhaltend zu hoch ist. Dann spricht man von Bluthochdruck bzw. arterieller Hypertonie. Die genauen Entstehungsmechanismen des Bluthochdrucks sind aktuell (Stand 2024) noch nicht vollständig verstanden, man geht aber davon aus, dass vor allem Veränderungen an den Gefäßen für die primäre arterielle Hypertonie eine große Rolle spielen.
Die Erkrankung bringt mehrere Probleme mit sich: durch den ständigen Druck in den Gefäßen können deren Wände beschädigt werden. Das wiederum erhöht das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Verengungen der Herzkranzgefäße, Aussackungen der Bauchschlagader oder Veränderungen hinter der Netzhaut des Auges und im Gehirn, sowie Schädigungen an den Nieren, aber auch Schäden am Herz durch den hohen Druck in den Herzkammern sind möglich. Diese Schäden brauchen eine gewisse Zeit, bis sie sich entwickeln. Je früher man also den Bluthochdruck senkt, umso weniger drastisch sind die Langzeitfolgen für die Gesundheit.
Hier kommt allerdings das zweite Problem des Bluthochdrucks in Spiel: er macht in der Regel lange keine Beschwerden. Man kann eine geraume Zeit unter Bluthochdruck leiden, ohne etwas davon zu wissen. Manchmal können unspezifische Beschwerden wie Kopfschmerzen, Schwindel oder Schlafstörungen mit den erhöhten Blutdruckwerten einhergehen, oft sind diese aber auch ein Zufallsbefund während des Besuchs beim Hausarzt, dem Aufenthalt in einer Klinik oder des Bluckdruckmessens in der Apotheke.
Blutdruckstörungen
Bluthochdruck ist nur eine von vielen Blutdruckstörungen - allerdings auch diejenige, die am meisten Schaden anrichten kann, wenn sie nicht rechtzeitig erkannt und behandelt wird. Daher liegt das Hauptziel einer Blutdruckmessung oft in dem Erkennen eines Bluthochdrucks bei beschwerdefreien Menschen.
Dagegen stellt niedriger Blutdruck keinen Risikofaktor für Schäden am Herz-Kreislaufsystem dar, kann aber störende Beschwerden wie Müdigkeit, Schwindel oder geringe Belastbarkeit auslösen. Bei niedrigem Blutdruck können oft schon nicht-medikamentöse Maßnahmen wie Sport, ausreichende Flüssigkeitsaufnahme und das Vermeiden schneller Positionswechsel sowie einige pflanzliche Präparate helfen.
Die dritte Form von Blutdruckstörungen bilden Schwankungen des Blutdrucks. Diese können verschiedene Ursachen haben und bedürfen unter Umständen einer Behandlung, wenn die Blutdruckwerte regelmäßig auf >135/85 mmHg ansteigen.
Wenn Sie mehr zu den einzelnen Blutdruckstörungen erfahren möchten, finden Sie weitere Informationen hier:
Blutdruck richtig messen: Hinweise für Zuhause
Die 24 Stunden-Messung
Eine Blutdruckmessung über 24 Stunden erlaubt eine genauere Beurteilung der Blutdruckwerte im Tages- und Nachtverlauf. Dabei kann einerseits genauer eingeschätzt werden, ob es sich um einen dauerhaft erhöhten Blutdruck oder eher das Auftreten von Blutdruckspitzen in bestimmten Situationen handelt (wie zum Beispiel bei der Praxis- oder Weißkittelhypertonie, bei der erhöhte Werte nur bei Blutdruckmessungen durch medizinisches Personal auftreten). Außerdem kann beurteilt werden, ob die Blutdruckwerte in der Nacht abfallen oder auch im Schlaf gleichbleibend hoch sind - das kann beispielsweise einen Hinweis auf eine spezifische Ursache des Bluthochdrucks (zum Beispiel ein Schlafapnoe-Syndrom) sein.
Die Messung wird mit einem kleinen tragbaren Blutdruckmessgerät und einer Manschette am Oberarm durchgeführt. Dabei kann das Messgerät in der Regel wie eine kleine Umhängetasche getragen werden und die Manschette bleibt die ganze Zeit am Oberarm und pumpt sich in regelmäßigen Abständen auf. Die Messwerte werden im Gerät gespeichert und am Ende in aller Regel als Tabelle ausgedruckt.
Welche Blutdruckmessgeräte gibt es?
Mit diesen Geräten messen Sie den Blutdruck zuhause.
Wann den Blutdruck messen?
- Hat man Beschwerden, die durch hohen Blutdruck verursacht werden können (starke Kopfschmerzen, Brustschmerz, Herzklopfen, Sehstörungen, ...) sollte man auf jeden Fall einmal den Blutdruck messen und je nach Ergebnis weitere Maßnahmen ergreifen. Stark erhöhte Blutdruckwerte mit entsprechenden körperlichen Beschwerden bedürfen einer schnellstmöglichen Therapie!
- Ein einmalig leicht erhöhter Messwert ist kein Grund zur Panik! Warten Sie 30 Minuten in Ruhe (legen Sie sich hin, bleiben Sie auf dem Stuhl sitzen, vermeiden Sie Stress, sowie Lärm und Hektik und messen Sie dann nochmal nach. Was Sie nicht tun sollten ist, nach der ersten Messung alle zwei Minuten den Blutdruck nachzumessen, dadurch werden Sie nur angespannter und gestresster, was wiederum dazu führt, dass die Werte noch weiter in die Höhe gehen. Versuchen Sie ruhig zu bleiben, messen Sie nach einer Pause in Ruhe nach.
Eine wichtige Frage ist natürlich auch, ob Menschen ohne bekannten Bluthochdruck regelmäßige ihre Blutdruckwerte kontrollieren sollten. Vor allem neue technische Errungenschaften wie Smartwatches oder Fitness-Tracker laden einen ja förmlich dazu ein, den Blutdruck 24/7 im Blick zu haben und eröffnen ungeahnte diagnostische Möglichkeiten. Ob es von Vorteil ist, den eignen Blutdruck ständig zu kontrollieren ist in Expertenkreisen immer noch umstritten - aktuell empfehlen die ESC-Leitlinien gesunden Menschen mit optimalen Blutdruckwerten eine Kontrollmessung alle fünf Jahre, allerdings sprechen sich viele Ärzte und Forschende für häufigere Messungen aus. Für bestimmte Personengruppen herrscht dagegen schon heute Einigkeit, auch ohne bekannten Bluthochdruck öfter mal zur Blutdruckmanschette zu greifen. Zu diesen Personen mit einem erhöhten Risiko für Bluthochdruck gehören unter anderem:
- Schwangere
- Menschen mit hochnormalen Blutdruckwerten (130–139/85–89 mmHg)
- Menschen mit (starkem) Übergewicht
- Menschen mit (Prä-) Diabetes mellitus
- Angehörige von Personen, die bereits früh an Bluthochdruck erkrankt sind
Mehr dazu lesen Sie unter Wie oft sollte man den Blutdruck messen?
Wie misst man den Blutdruck richtig?
So klappt das Messen zuhause - grundlegende Tipps
Richtig Blutdruck messen startet mit einer guten Vorbereitung. Gehen Sie in ein ruhiges Zimmer, bereiten das Blutdruckmessgerät schon einmal vor und bleiben dann ungefähr fünf Minuten in Ruhe sitzen - bequeme Position, entspannte Körperhaltung, Füße fest auf dem Boden. Danach können Sie mit der Messung starten und den Wert anschließend notieren. Um die Blutdruckmesswerte gut im Blick zu haben bieten sich zum Beispiel Tabellen an, die man oft von seinem Hausarzt bekommt, sich aber auch selbst im Internet ausdrucken kann.
Mehr Infos zu den Werten finden Sie auf unserer Übersichtsseite zum Thema Blutdruck und unter Wie messe ich Blutdruck am besten?
1 Blutdruck messen am Oberarm
Eine klassische Methode, den Blutdruck selbst zu messen, ist die Messung am Oberarm an der Oberarmarterie (Arteria brachialis). Dabei werden Blutdruckmanschetten verwendet, die direkt mit einem kleinen Gerät verbunden sind. Auf Knopfdruck wird die Manschette aufgepumpt und wieder abgelassen und so der Blutdruck ermittelt. Dieser wird im Anschluss auf dem Display angezeigt. Meist sieht man dort drei Zahlen untereinander mit den Bezeichnungen „sys” oder „systolisch“, „dia“ oder „diastolisch“ und „pulse" oder „Puls“. Diese stehen für den systolischen Blutdruckwert während der Anspannungsphase des Herzen und den diastolischen Blutdruck während der Entspannungsphase des Herzens, typischerweise angegeben als zum Beispiel 120/80 mmHg (120 mmHg: Systole, 80 mmHg: Diastole). Der dritte Wert zeigt den Pulsschlag an, also die Anzahl der Herzschläge pro Minute.
Wichtig bei der Messung ist hierbei, dass Sie den Arm locker auf einem Tisch vor sich ablegen, der Ellenbogen sollte leicht gebeugt sein und der Oberarm auf Herzhöhe zum liegen kommen. Die Blutdruckmanschette sollte 2-3 Finger oberhalb der Ellenbeuge um den Oberarm gelegt werden, sodass noch 1-2 Finger zwischen Manschette und Arm passen. Es gibt verschiedene Größen von Blutdruckmanschetten, die jeweils nach dem Umfang des Oberarms ausgewählt werden sollten, da zu kleine oder zu große Blutdruckmanschetten falsche Messwerte liefern können.
Eine Methode, die sich immer größerer Beliebtheit erfreut sind Blutdruckmessgeräte für das Handgelenk, die an den beiden Unterarmarterien (Arteria radialis und ulnaris) den Blutdruckwert erheben. Viele empfinden diese Variante als einfacher und weniger aufwendig, als die Blutdruckmessung am Oberarm. In Sachen Genauigkeit entscheidet sich die Frage Messen am Oberarm oder am Handgelenk aber zugunsten des Oberarms - vor allem mit zunehmendem Alter kann die Handgelenksmessung falsch-niedrige Werte anzeigen. Daher sollte man die Messergebnisse bei Selbstmessung am Handgelenk hin und wieder mit einer Blutdruckmessung am Oberarm abgleichen.
Die Messgeräte für die Blutdruckmessung am Handgelenk sehen meist aus wie sehr klobige Armbanduhren mit überproportional großem Display. Man legt sie in der Regel so an, dass das Display an der Innenseite des Handgelenks liegt und zwischen Manschette und Handteller noch ungefähr ein Finger breit Abstand ist. Für die Messung sollte das Handgelenk auf Herzhöhe gehalten werden, dafür kann man den Ellenbogen auf dem Tisch abstützen und die Hand mit dem Messgerät mit der anderen Hand stützen, damit sie sich während der Messung nicht zu stark bewegt.
Erst seit kurzem ist auch die Blutdruckmessung mittels Smartwatch möglich. Dabei benutzt das Gerät die sogenannte Pulswellenanalyse und berechnet daraus Werte für den systolischen und diastolischen Blutdruck. Da diese Methode nicht mit einer Manschette arbeitet ist sie aber relativ anfällig durch Störungen aufgrund von Körperbewegung oder ähnlichem. Zudem wird von den meisten Herstellern empfohlen, die Smartwatch-Messung regelmäßig mit regulären Messungen am Oberarm zu kalibrieren. Bei korrekter Handhabung können Smartwatches gute Messergebnisse liefern, ersetzen aber nicht die konventionelle Blutdruckmessung mit Manschette und sollten vor allem bei Patienten mit bekanntem Bluthochdruck nicht als alleinige Messmethode verwendet werden.
Was bedeuten die Werte? Ergebnisse der Blutdruck-Bestimmung richtig verstehen
Richtig Blutdruck messen: die "Regeln" auf einen Blick
- vor dem Messen mindestens fünf Minuten ruhen
- der "Mess-Arm" sollte nicht angespannt sein (z.B. auf dem Tisch ablegen)
- die Sitzposition sollte bequem sein, die Füße den Boden berühren
- die Blutdruckmanschette sollte sich auf Herzhöhe befinden
- während der Messung sollte der Arm nicht bewegt werden
- das Ergebnis der Messungen sorgfältig notieren (zum Beispiel in einer Tabelle) und Besonderheiten vor/während der Messung vermerken (zum Beispiel, ob Sie sich an diesem Tag aufgeregt haben, ob Sie Schwindel oder Kopfschmerzen hatten, ...)
Quellen:
OP-EHEA180345 3021..3118 - 2020052305261978.pdf (sinocardiomed.com)
DHL-Tagebuch-2023.pdf (hochdruckliga.de)
cuffless_blood_pressure_measuring_devices__review.2.pdf
Blutdruckmessgeräte im Vergleich | PZ – Pharmazeutische Zeitung (pharmazeutische-zeitung.de)
28_2018_pocket_leitlinien_arterielle_hypertonie_aktualisiert.pdf (dgk.org)
Beratende Experten / Autoren:
Ärztin, Homöopathie- und Pharmakologieexpertin
Arzt, Medizin- und Pharmakologieexperte